
Reise rund um Taiwan
Unsere Reise rund um Taiwan führte uns durch kleine und grosse Städte, über zwei Inseln und immer wieder machten wir irgendwo am Meer Halt. Wir erlebten viele tolle Highlights auf unserer Rundreise, immer schön gegen den Uhrzeigersinn.
Taichung
Nach Taichung wollten wir vor allem aus einem Grund. Wir sahen in eine Reportage über Taiwan einen Beitrag von einem verlassenen Freizeitpark. Diesen wollten wir erkunden. Vom Hotel konnten wir gratis zwei Fahrräder ausleihen. Auch wenn wir mit diesen alten Städtevelos nur langsam vorwärtskamen, erreichten wir irgendwann diesen Freizeitpark, welchcher 1999 wegen Schäden, verursacht durch ein Erdbeben, geschlossen wurde. Die Rollladen des Parkeingangs waren heruntergefahren und einen Zaun trennte den Parkplatz vom Park ab. Das Eingangshäuschen sah bewohnt aus, weshalb wir uns nicht trauten, über den Zaun zu klettern. Lieber fragten wir bei diesem Herrn nach. Er winkte allerdings ab und schickte uns zu einem anderen Tor auf der anderen Seite des Parkplatzes. Kaum hatten wir dieses Tor geöffnet, rannte eine Frau uns entgegen und schickte uns ziemlich barsch davon. Erst im Nachhinein fanden wir heraus, dass das Parkareal mittlerweile verkauft wurde, einen Teil davon als private Autorennstrecke genutzt wurde und der Rest des Areals für Besucher nicht mehr zugänglich ist. Tja, das war wohl ein Reinfall und einmal mehr erkennen wir, dass etwas mehr Recherche nicht nur schaden würde. Trotz allem war es ein schöner Tag in Taichung. Wir genossen die Fahrt über den Markt in der Stadt und hatten ein leckeres Abendessen auf dem Nightmarket.
Puli
Von Taichung ging unsere Reise mit dem Bus weiter. Wir reisten nach Puli, welches etwas mehr im Landesinneren liegt. Kaum hatten wir unser Gepäck im Bed & Breakfast abgegeben, erkundeten wir zu Fuss die kleine, etwas verschlafene Stadt und den nah gelegene grosse Tempel. Wir waren natürlich bei Weitem nicht die einzigen Besucher, dennoch genossen wir den Aufenthalt in der sehr schönen Tempelanlage. Eigentlich wollten wir von Puli aus in die nahegelegenen Berge fahren, um dort wandern zu gehen. Der Wettergott war allerdings nicht ganz auf unserer Seite. Die Sonne sahen wir nur selten. Der Himmel wurde von Wolken dominiert und immer wieder regnete es. Also mussten Alternativen her. Besonders bekannt in dieser Region ist der Sun Moon Lake. Mit gemieteten Mountainbikes begaben wir uns auf eine der schönsten Velorouten weltweit. Jedenfalls wurde sie vom BBC einmal so bezeichnet. Als verwöhnte Schweizer, die sich gut ausgebaute Velowege sowie fantastische Seen gewohnt sind, würden wir diese Velotour wohl nicht ganz so hoch einstufen. Dennoch war es ein schöner und auch etwas anstrengender Tag. Der ausgebaute Veloweg führte uns einige Kilometer um den See herum. Sobald es aufwärts geht, kehren die meisten Locals um. Darum gibt es auch keinen Veloweg mehr und die Fahrt ging auf der Strasse weiter. Uns begegneten unterwegs aber auch einige Hindernisse. So mussten wir das Velo über schmale Pfade hochschieben, unter einem umgefallenen Baum durchquetschen, über ein Geländer heben, da der eine Weg gesperrt war und, das Beste, das Velo rund 200 Treppenstufen hochtragen, da auch dieser Weg gesperrt war. Jap, ganz klar, eine der schönsten Velowege weltweit… In Puli gelang es uns, einen Scooter zu mieten. In Taiwan wird die Regelung der Vermietung überall etwas anders gehandhabt und so ist es immer etwas eine Lotterie, ob wir einen Scooter mieten können oder nicht. In Puli konnten wir und auch dieser Tag wurde zum Abenteuer. Wir fuhren den steilen Berg hinauf und plötzlich gab es einen Ruck. Lukas rief nach hinten, dass der Scooter irgendwie nur noch Vollgas fahre. Er könne das Gas nicht mehr zurückdrehen. Zum Glück funktionierten die Bremsen noch und wir konnten bei einem Parkplatz anhalten. Mit Händen und Füssen erklärte uns ein Local, dass die nächste Garage nur einige Minuten entfernt sei. Wir fuhren also zu diesem Ort und konnten den Scooter dort reparieren lassen. Zum Glück ist uns nichts passiert und wir nahmen diese ungeplante, zweistündige Pause in einem wirklich nicht sehr schönen Ort ziemlich gelassen. In Puli hatten wir ein super schönes B&B gebucht, mit schönem Zimmer und vor allem herzlichen Angestellten. Wir wurden mit so vielen guten Tipps versorgt, wie sonst nie in Taiwan und am Ende durften wir sogar vom leckeren Tee etwas mitnehmen.
Pescadore Islands
Die Inselgruppe Pescadore Islands umfasst drei Inseln. Wir buchten unser Hostel auf Magong, der grössten Insel. Das Spezielle an unserem Hostel waren die vielen Verbotsschilder. Gefühlt 1000 laminierte A4 Blätter hingen überall herum. Ob an der Rezeption, auf den Tischen, im Fahrstuhl oder im Zimmer, überall hingen sie. Sogar wenn man auf dem Klo sass, schaute man an Verbotsschild. Diese waren oft auf Chinesisch geschrieben und mit Bildern untermalt. Auch auf Magong gelang es uns, einen Scooter zu mieten. Allerdings bekamen wir nur einen sehr langsamen Elektroscooter, dessen Reichweite immer nur knapp von einer zur anderen Ladestation reichte. Unter diesen Umständen wurde unsere zweitägige Erkundungstour über die Insel wieder einmal zu einem kleinen Abenteuer. Mit der Fähre machten wir einen Tagesausflug auf die kleine Insel Qimei. Beim Buchen fragten wir nach, ob es sich um eine geführte Tour handle. Die nette Dame verneinte dies. Und doch landeten wir am Ende auf Qimei mit vielen Chinesen und Taiwanesen in einem Touristenbus, der über die Insel fuhr und der Reiseleiter permanent auf Chinesisch irgendetwas plapperte. Wir verstanden natürlich nichts ausser “Tsching, tschang, tschung”. Schnell wussten wir, dass dies nicht ganz das ist, was wir gesucht haben. Deswegen sagten wir dem Buschauffeur beim ersten Halt, dass wir zurück zum Hafen wandern werden. Er verstand dies gar nicht. Vermutlich waren wir die ersten Touristen, die so eine “Schnappsidee” hatten. Uns gefiel der Spaziergang von den Twin Hearts zurück zum Hafen allerdings sehr. Wir liefen über die Wiesen, immer an der steilen Küste entlang, genossen die imposante Aussicht und machten sogar einen Rast, wo wir ins Wasser hüpfen und schnorcheln konnten. Ein Highlight der Pescadore Islands war das Kaktus-Eis. Das Sorbet fällt bereits mit seiner auffälligen, pinken Farbe auf und ist eine absolute Spezialität der Inselgruppe. In Qimei assen wir auf dem Rückweg zum Hafen das beste Kaktus-Eis. Mmhhh… Magong ist wegen seines grossen Feuerwerks, welches mehrere Monate mehrmals wöchentlich stattfindet, bekannt. Wir waren zwar eine Woche zu früh auf der Insel, hatten aber das Glück, dass wir die Hauptprobe des Feuerwerks und der Drohnenshow bestaunen durften. So viel sei gesagt. Es war gigantisch und die Raketen waren zu gross, um sie fotografisch sinnvoll festhalten zu können.
Kenting
Besonders gefallen hat uns die Südspitze von Taiwan. In der Nähe von Kenting buchten wir ein schönes Hotel mit einem Strand vor der Haustür. Endlich hatten wir ein kleines Riff in der Nähe, wo wir wieder täglich die Unterwasserwelt bestaunen konnten. Das hat uns seit den Philippinen schon etwas gefehlt. Wir sahen viele verschiedene Fische, es gab Wasserschildkröten und verschiedene Shrips. Mit dem Scooter erkundeten wir die Südspitze von Taiwan. Die Fahrt führte an einem schönen Strand vorbei, wo wir den Surfern beim Wellenreiten zuschauen konnten. Zudem besichtigten wir einen Park mit einem grossen Leuchtturm und besuchten ein spezielles Restaurant, welches bei den Locals total angesagt zu sein schien. Man bezahlte fürs Betreten vom Restaurant-Areal sogar Eintritt. Das Eintrittsgeld wurde natürlich von der Konsumation abgezogen. Leider war das Restaurant voll und wir verköstigten uns nur mit einem leckeren Eis. Dabei beobachteten wir die vielen Locals, die hier mit ihren Hunden auf der Wiese spielten oder besser gesagt vor der Kamera posierten. Die Taiwanesen scheinen Haustiere zu lieben. Sie nehmen sie überallhin mit. So kam es vor, dass ein Schwein oder eine Katze auf dem Nightmarket anzutreffen war oder wir vor dem Besteigen der Fähre noch kurz einen Hasen streicheln konnten. Auch Papageie oder andere Vögel sassen oft auf Schultern von irgendwelchen Passanten. Vor allem die Hunde werden regelmässig aufwendig geschoren, sodass sie eine schöne, trendige Frisur haben. Unser Hotel war ziemlich ausserhalb von allem und meist gab es zum Abendessen und zum Frühstück etwas aus dem nahegelegenen 7 eleven oder wir bestellten unser Essen beim Lieferdienst Foodpanda. Mit dem Scooter hatten wir aber die Gelegenheit, den Nightmarket in Kenting zu besuchen. Dieser war ziemlich gross und hatte ein ausgiebiges Angebot an Leckereien. Zum Abschluss besuchten wir das National Museum of Marine Biology & Aquarium. Vor allem im Aquarium verbrachten wir viel Zeit. Es war toll, die vielen Unterwasserlebewesen zu sehen.
Green Island
Bevor unsere Reise nach Green Island ging, machten wir einen zweitägigen Stopp in Taitung. Auch diese Stadt erkundeten wir mit dem Fahrrad, da das Mieten eines Rollers nicht möglich war. Sonst gibt es von diesem Ort nicht viel zu berichten. Denn auch beim Reisen hat man seine eher schlechten Tage. Wir waren in Taitung oft motivationslos, etwas reisemüde, “chränkelig” und “ulidig”. Wir nutzten aber die Zeit, um die restlichen Tage in Taiwan durchzuplanen. Sosehr wir die Planlosigkeit lieben, manchmal braucht es im Leben einfach wieder etwas mehr Fixpunkte. Also entschieden wir, welche Orte wir noch besuchen wollten und buchten bereits die Hotels. Unser erster Halt war Green Island. Diese kleine Insel hat es uns sehr angetan und zählt für uns zu einem der schönsten Orte in Taiwan. Wir konnten für 3 Tage einen Roller mieten, sodass wir uns unabhängig auf der Insel bewegen konnten. Und wir stellten bei der Ankunft fest, dass wir tatsächlich zu zweit inklusive all unserem Gepäck auf einem Scooter Platz finden. Die Fahrt glich zwar einem etwas kriminellen Balanceakt, aber Lukas meisterte diese Herausforderung fantastisch und unfallfrei. Täglich umrundeten wir einmal die Insel, meist, weil es sich einfach so ergab. Wir machten jedes Mal an einem anderen Aussichtspunkt halt, genossen das satte Grün und die steilen Klippen. Zudem gönnten wir uns ein Bad in den Hot Springs. Nicht nur die Insel war wunderschön. Das Highlight wartete unter Wasser auf uns. Endlich stand wieder einmal Tauchen auf dem Programm. Wir fanden auf Green Island eine Tauchschule, die englisch sprechendes Personal hatte. Mit dem Boot ging die Fahrt hinaus aufs Meer, wo wir mit der Flasche am Rücken ins klare Wasser springen durften. Wenn wir hier schreiben “ins klare Wasser” meinen wir das auch so. Das Wasser hier auf Green Island ist glasklar, wir haben noch nie so klares Wasser gesehen. Vielleicht merkt man beim Lesen dieser Zeilen, wie begeistert wir waren. Schon beim Abtauchen waren wir vom klaren, tiefen und satten Blau des Meerwassers beeindruckt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Mit einer Sicht von 35 bis 40 Metern konnte man fast meinen, wir tauchen in einem Aquarium. Auch die Unterwasserwelt ist hier noch vollkommen intakt. Die Korallen sind lebendig und wachsen in unglaublich tollen Formationen. Rund um sie herum tummeln sich Fische und andere Lebewesen. Uns hat das Tauchen und die klare Sicht so gut gefallen, dass wir danach täglich schnorcheln gingen. Auch wenn das Wetter teilweise eher kühl war, überwanden wir uns ins Wasser zu springen. Oft kamen wir erst ein bis zwei Stunden danach wieder raus. Wir beobachteten einen riesigen Oktopus beim Jagen, sahen zwei riesige Thunfische, die am Riff entlang schwammen und entdeckten hie und da ein kleines Nudibranche oder ein anderes interessantes Lebewesen.
Chishang
Da das Wandern in Puli nicht geklappt hat, machten wir einen zweiten Versuch in Chishang. Auch von dieser kleinen Stadt aus kann man Wanderungen im nahegelegenen Nationalpark machen. Doch auch hier erwarteten uns vor allem Wolken und Regen und unsere Wanderung fiel erneut ins Wasser. Wir machten aus der Situation das Beste. Ein langer Spaziergang führte uns an einem See entlang und dann über die vielen Reisfelder rund um die Stadt. Bei guten Gesprächen setzten wir einen Fuss vor den anderen und schauten hin und wieder auf die verhangenen, in den Wolken steckenden Berge. Chishang selbst ist eine kleine Stadt und wirkte auf uns sehr verschlafen. Dennoch oder gerade deswegen fühlten wir uns hier irgendwie sehr wohl. In Chishang ging ein Reisewunsch von Lukas in Erfüllung. Bereits seit Monaten liegt er Nathalie in den Ohren, dass er in einem Space Hostel übernachten möchte. Und genau ein solches fanden wir in Chishang. Wir schliefen also in unseren Space Kapseln, bestehend aus lauter Plastik, was auch einen interessanten Geruch im Zimmer verbreitete. Ob es im Space auch so riecht? Das tolle am Hostel waren, neben dem interessanten Ambiente die Angestellten und die Ausstattung. Es hatte unter anderem eine schöne Commonarea und einen Nintendo Switch, mit dem wir am Abend spielen durften.
Waiao
Bevor wir nach Taipeh zurückreisten, machten wir einen zweitägigen Halt in Waiao, denn Lukas konnte in den letzten Monaten viel zu wenig Surfen. Unsere schöne Unterkunft war so ziemlich von allem weit entfernt, dank zwei lustigen Holzfahrrädern, konnten wir aber die wichtigsten Dinge erreichen. Zudem lieferte uns Foodpanda zuverlässig unser Frühstück und bei den Nachbarn durften wir einmal unfassbar leckere Pizzas essen gehen. Beide Tage verbrachten wir am langen Sandstrand und im Wasser. Für Lukas hatte es gute Wellen zum Surfen und Nathalie ritt die kleinen Wellen in Strandnähe mit dem Bodyboard. Diese Tage am Strand war ein schöner Abschluss unserer Taiwan-Rrundreise. Die letzten drei Tage verbrachten wir in Taipeh, bevor wir auch dieses Reiseland hinter uns liessen.